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Scanlations: Wie fair sind Fanübersetzungen wirklich?

Scanlation auf einem Smartphone

Ist es in Ordnung, den Lieblingsmanga kostenlos im Internet zu lesen? Nachdem wir bereits über mögliche legale Alternativen zu Scanlations (Fanübersetzungen von Manga) berichtet haben, widmen sich hier nun Kilian Brand und Philipp Eckershoff noch einmal ausführlich der moralischen Seite der Problematik.

Außerhalb Japans sind Scanlations für viele Manga-Fans und Japanenthusiasten einer der wichtigsten Kontaktpunkte zu Neuheiten auf dem Mangamarkt. Das rührt daher, dass der größte Teil der Mangaproduktion auf den japanischen Markt abzielt und viele Werke niemals außerhalb der Landesgrenzen lizensiert und veröffentlicht werden. In den meisten Fällen gibt es auch kaum Exporte. Damit stellen Scanlations oft den einzigen Weg für Leserinnen und Leser dar, die keinen Zugriff auf den japanischen Markt haben oder denen die nötigen sprachlichen Fähigkeiten fehlen, diese Werke lesen zu können.

Doch was genau sind Scanlations? Es handelt sich hierbei um nicht-kommerzielle Übersetzungen japanischer Manga in andere Sprachen, angefertigt durch Fangruppen. Dabei werden Seiten der Originalmanga eingescannt und digital überarbeitet. Es stecken aufwändige Arbeitsschritte hinter dem Ganzen und es haben sich aus dem Grund eine Vielzahl von Gruppen gebildet, die teilweise auf einem nahezu professionellen Level arbeiten. Für viele solcher Übersetzer handelt es sich um Projekte aus Leidenschaft. Ziel ist es nicht nur, Manga außerhalb Japans verfügbar zu machen, sondern oftmals auch das Interesse von Fangemeinschaften außerhalb Japans zu wecken und damit Verlage zu einer möglichen lizensierten Übersetzung zu motivieren. So kündigen einige Übersetzergruppen an, ihre Projekte zu beenden, sobald dieses Ziel erreicht wird. Es ist jedoch nicht immer gewährleistet, dass dies auch geschieht.

Während es so für viele Fans sehr praktisch ist und möglicherweise auch noble Absichten hinter den Übersetzungsarbeiten stecken, ergeben sich daraus eine Reihe von rechtlichen wie auch moralischen Schwierigkeiten sowie wirtschaftliche Einbußen.  Scanlations: Wie fair sind Fanübersetzungen wirklich? weiterlesen

The Rule of Rubin – von den Erfahrungen professioneller Übersetzer/innen

Onomatopoetika sind ein Problem beim Übersetzen; hier im Manga „In this corner of the world“, (c) Carlsen

Wie dominant ist die Stimme der Übersetzerin oder des Übersetzers in einer Übertragung von Literatur oder Manga? Lilja Heiderich hat sich dazu Gedanken gemacht und nachgelesen, wie erfahrene Übersetzer wie Jay Rubin oder Zack Davisson dazu stehen.

Liest man ein Werk in einer anderen Sprache, als die, in der es geschrieben wurde, gehen die meisten davon aus, dass sie immer noch die Worte des Autors oder der Autorin lesen. Oftmals vergisst man sogar, dass es sich gar nicht um den Originaltext handelt. Ob nun Roman, Comic oder auch Manga – eine Übersetzung bleibt doch eben genau das: Worte, die in eine andere Sprache transferiert wurden.

Doch ganz so einfach ist es nicht. Es geht nicht nur um die Worte, die auf der Seite geschrieben stehen. Würde man diese direkt übernehmen und dem Lehrbuch nach übersetzen, würde vieles verloren gehen. Auch Emotionen, Witz und kultureller Hintergrund spielen eine wichtige Rolle und tragen zur Gesamterscheinung des Werkes bei. Innerhalb der romanischen Sprachen scheint es machbar, Wort und Witz dem Original getreu oder wenigstens ähnlich zu übernehmen. Schwieriger wird es jedoch, wenn man zwischen zwei Sprachen vermittelt, die in ihrer gesamten Struktur nur wenige Gemeinsamkeiten aufweisen wie vom Japanischen, welches in seinem Aufbau größtenteils einzigartig ist, ins Deutsche oder Englische.

Das bereitet nicht nur Japanolog/innen Probleme, die noch am Anfang stehen, auch professionelle Übersetzer/innen brauchen viele Jahre an Übung und Rat von Muttersprachler/innen, bis sie das Gefühl eines gesamten Werkes einfangen und übersetzen können, ohne dass etwas verloren geht. Um dies zu erreichen, ist es oftmals unvermeidbar, dass die übersetzende Person die Worte selbst in die Hand nimmt und aus Sprache und Kontext etwas Neues formt, was sich liest, als sei es in der übersetzten Sprache geschrieben worden – und das Lesegefühl des Originals dennoch beibehält.  The Rule of Rubin – von den Erfahrungen professioneller Übersetzer/innen weiterlesen

Manga-Szene im Umbruch: Scanlations und legale Alternativen

Scanlation auf einem E-Reader (c) Flickr cc, Keng Susumpow

Wenn westliche Fans Interesse an einem neuen Manga haben stellt sich oft die eine Frage: kaufen, oder doch lieber Scanlations lesen? Die inoffiziell von Fans übersetzen Manga, „Scanlations“, sind eine attraktive Alternative zum traditionellen Buchkauf. Sie sind sehr einfach online zu finden, kostenlos und jederzeit verfügbar. Es gibt nur ein Problem: sie sind illegal. Janne Flintz und Nina Witzke beschäftigen sich in diesem Artikel mit Fan-Übersetzungen und stellen verschiedene Ansätze vor, mit denen ein legaler Raum für Online-Manga geschaffen werden soll. 

Technisch gesehen befinden sich Scanlations in der gleichen Grauzone, wie Filme und Serien, die auf YouTube oder ähnlichen Seiten für den freien Gebrauch hochgeladen werden. Und während das Hochladen rechtliche Konsequenzen haben kann, führt der Konsum eher zu einem ethischen Dilemma. Der Zeichner  oder die Zeichnerin (Mangaka) verdient daran nämlich nichts.
Aber Scanlations sind sehr viel mehr als nur das illegale Wiederhochladen von schon vorhandenem Material. Anders als bei Filmen, die im Kino aufgenommen oder von DVDs oder BluRays gerippt werden, steckt echte Arbeit hinter Scanlations, denn die Fans machen all die Arbeit, die auch die offiziellen Übersetzer von Manga machen müssen.  Manga-Szene im Umbruch: Scanlations und legale Alternativen weiterlesen