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Ground Zero Nagasaki – Erschütternde Geschichten

ground-zero-nagasakiSechs Erzählungen über den Atombombenabwurf auf Nagasaki und seine Folgen: Eine Studentin, die lieber anonym bleiben möchte, hat sich Seirai Yûichis Erzählband „Ground Zero Nagasaki“ (jap. Bakushin 爆心, 2006) für uns angeschaut, der 2014 auf Deutsch im Angkor-Verlag in der „Edition Nippon“ erschienen ist.

Was passiert mit einer Nation, wenn sie an nur zwei Tagen fast 100.000 ihrer Einwohner an den Krieg verliert und zwei ihrer Städte beinahe vollkommen ausgelöscht werden? Politisch führen die beiden Atombombenabwürfe vom 6. und 9. August 1945 auf Hiroshima und Nagasaki zur Kapitulation Japans im 2. Weltkrieg, doch derartige Ereignisse haben nicht nur politische Konsequenzen. Wie verarbeitet die Bevölkerung Japans die Atombombenabwürfe und was bewegt die Überlebenden? Das Buch „Ground Zero Nagasaki“ von Seirai Yûichi aus dem Jahre 2006 (deutsche Übersetzung: 2014) ist ebenso ein Nachkriegswerk, das ermahnt nicht zu vergessen, wie auch Teil der immer noch andauernden Auseinandersetzung der Japaner mit den Geschehnissen vom August 1945.

Das Buch ist in sechs Kurzgeschichten aufgegliedert, die nur selten direkten Bezug auf den Atombombenabwurf in Nagasaki nehmen, sondern von dem Leben Jahrzehnte nach dem Abwurf erzählen. Gerade weil bei dem historischen Ereignis damals etwa 8500 der 12000 in Nagasaki lebenden Katholiken – die damals größte christliche Gemeinde, Urakami, in Japan – umkamen, wird in den Geschichten von Ground Zero Nagasaki besonders die Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Grund, der Schuld, dem Verlust und dem Wie des Lebens danach in Hinsicht auf den christlichen Glauben gesucht. Ground Zero Nagasaki – Erschütternde Geschichten weiterlesen

Banana Yoshimoto – Erwachsenwerden oder „Rückkehr in die Kindheit“?

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Flickr cc awlavallee

Als der Roman „Kitchen“ im Jahr 1993 in westliche Sprachen übersetzt wurde, fand die japanische Autorin Banana Yoshimoto erstmals weltweit Beachtung. Zeitungen druckten positive Kritiken über die damals junge Autorin, die ihren ersten Roman in den Arbeitspausen eines Kellnerjobs verfasste. Ihre Bücher fesselten viele Leser und sogar der SPIEGEL widmete ihr einen Bericht in einer damaligen Ausgabe, der mit „Verwirrte Motten“ betitelt wurde. Was macht ihre Geschichten aus, dass sie bis zum heutigen Tag als Autorin international erfolgreich ist?

Die 1964 geborene Autorin veröffentlicht ihre Romane stets unter einem Künstlernamen, der sich von der Red Banana Flower ableitet. Mit bürgerlichem Namen heißt sie Mahoko Yoshimoto. Im Alter von 5 Jahren begann sie mit dem Schreiben, wobei ihr Vater, ein Literaturkritiker, ihr als Vorbild diente. Ihren ersten Roman „Kitchen“ verfasste sie erst nach dem Studium, doch mit diesem Werk, das mit 2 Literaturpreisen ausgezeichnet wurde, konnte sie sich der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit sicher sein. Banana Yoshimoto – Erwachsenwerden oder „Rückkehr in die Kindheit“? weiterlesen

Das dorama um Gender in der Popkultur

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Abb. 1: Das dorama IS

Erfolgreiche Single-Frauen (Around 40, 2008), Intersexuelle (IS, 2011) und alleinerziehende (Stief-)Väter (Marumo no okite, 2011; Oh my Dad!, 2013) – japanische TV-Serien (terebi dorama) warteten in den letzten Jahren mit vielen alternativen Lebensmodellen auf. Dies macht die japanischen dorama zu einem interessanten Untersuchungsgegenstand für die Gender-bezogene Medienforschung, die gestern im Mittelpunkt unseres Seminars stand. Das dorama um Gender in der Popkultur weiterlesen

Schmökertipp: Von mörderischen Hausfrauen, Yakuza und Vereinsamung

Was passiert, wenn man die Grenze überschreitet?CAM01285

Das Setting von Natsuo Kirinos Roman „Die Umarmung des Todes“ kann man sich gut vorstellen: Japan zum Ende der 90er, die Blase der Bubble-Economy ist längst geplatzt, die Gesellschaft hat unter vielen Missständen zu leiden. Und so ergeht es auch den vier Protagonistinnen des Romans: Masako, Kuniko, Yoshie und Yayoi. Als Team arbeiten die vier Frauen gemeinsam am Fließband einer Bento-Fabrik in der Nachtschicht. Schmökertipp: Von mörderischen Hausfrauen, Yakuza und Vereinsamung weiterlesen

Die fünf Dimensionen des Cosplay

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Flickr cc, Michael Herzog

In den letzten Wochen haben wir hier im Blog schon etwas über die Entstehung des Phänomens Cosplay, über die Vorbereitungen für eine Convention und über den großen Auftritt selbst erfahren. Gestern im Seminar haben wir diskutiert, gelesen und geklebt und uns so einen Überblick über das Phänomen Cosplay erarbeitet, der fünf Dimensionen aufzeigt: Produktion, Interaktion, Inszenierung/Performance, Identität und Motivation/Inspiration. Die fünf Dimensionen des Cosplay weiterlesen

Japanische Jugendkulturen als Teil einer „Bastelexistenz“

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J!-ENT Live, Flickr cc, Dennis Amith

Wie unterscheiden sich gegenwärtige Jugendkulturen und Fandoms von früheren Strömungen? Warum ist Visual Kei anders als Punk? Und was macht überhaupt den Reiz japanischer Jugendkulturen für westliche Jugendliche aus? Ein Text des Soziologen und Medienwissenschaftlers Marco Höhn liefert einige Ansätze zur Beantwortung dieser Fragen: „Visual Kei“ – Vom Wandel einer „japanischen Jugendkultur“ zu einer translokalen Medienkultur Japanische Jugendkulturen als Teil einer „Bastelexistenz“ weiterlesen

Viele Fragen und John Fiske

fiskeIn unserer Seminarsitzung gestern ging es vor allem um eine Frage: Warum soll man sich überhaupt wissenschaftlich mit Populärkultur beschäftigen?

Einer, der schon Antworten darauf geliefert hat, als viele Wissenschaftler noch die Nase über solche Themen rümpften, ist John Fiske (geb. 1939). Fiske ist zwar schon seit 2000 aus der Wissenschaft ausgestiegen, seine Ansätze gelten aber immer noch als wegweisend in der Medienwissenschaft und in den Cultural Studies (einen kleinen Überblick über die Cultural Studies gibt es hier). Viele Fragen und John Fiske weiterlesen