Schlagwort-Archive: Contents Tourism

Tokushima: die udatsu-Straße und wie ein Film von Yamada Yôji ein altes Kino rettete

Von Sebastian Czepuck

Udatsu-Straße; Flickr, CC  Hideki Yoshida

In der japanischen Präfektur Tokushima (徳島県), die auf Shikoku (四国) liegt, gibt es diverse Ziele für Touristen. Zum Beispiel gibt es viele natürliche Sehenswürdigkeiten, wie die großen Naruto-Strudel oder das Iya-Tal, aber auch kulturelle, wie der awa-odori – der Name setzt sich aus dem obon-odori, einem Tanz, der zum Obon-Fest, einem Fest zur Ehrung der Ahnen im August und dem früheren Namen der Region Awa zusammen. Unter den Tourismuszielen befinden sich unter anderem auch Orte wie Wakimachi, ein Teil der heutigen Stadt Mima (美馬市), die durch mediale Inszenierungen wie Dramen und Werbespots bekannt wurden. Wakimachi (脇町) ist ein Ort in dem, von der Edo-Zeit (江戸時代) bis hin zur frühen Showa-Zeit (昭和時代) der Handel florierte.

In der Edo-Zeit fokussierte sich der Handel hauptsächlich auf die indigoblaue Farbe, wodurch die  Händler so wohlhabend waren, dass sie sich immer prunkvollere Häuser bauen konnten. Dies gipfelte darin, dass sich besonders wohlhabende Händler sogenannte udatsu (うだつ), kleine weiße Wandelemente, die ursprünglich dazu dienten vor dem Ausbreitung von Bränden zu schützen, auf ihre Häuser bauten. Sie dienten jedoch in erster Linie dem Ausdruck des eigenen Reichtums und weniger zum Schutz vor Bränden. In Wakimachi gibt es einen etwa 430 Meter langen Straßenzug mit ungefähr 50 traditionell japanischen Häusern, auf dem man diese udatsu sehen kann und die deswegen „udatsu-Straße“ (うだつの町並み) genannt wird. Gerade dieser Straßenzug wird von den Fernsehanstalten häufig in Dramen und Werbespots verwendet um eine sehr alte japanische Stadt darzustellen.

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Wakayama: ein Samurai und ein haariger Bahnhofsvorsteher

Von Jessica Thiele

Nitama; Flickr, CC  brassynn

Die an der Küste gelegene Präfektur Wakayama (和歌山県) auf der Hauptinsel Honshû im Südosten Japans ist vielleicht für viele eine eher unbekannte Gegend, aber auch in dieser von Natur bestimmten Landschaft kann man so einiges erleben. Wakayama ist vor allem für die hohe Anzahl an Bergen perfekt geeignet für lange Wanderungen, welche man mit dem Besuch von unzählig vielen Schreinen kombinieren kann. Neben heiligen Bergen und einer wunderschönen Küstenlandschaft punktet die Präfektur bei ihren Besuchern aber auch durch den berühmten Wasserfall in Katsuura, der Burg in der gleichnamigen Hauptstadt und mit kulinarischen Delikatessen. Die im 16. Jahrhundert errichtete Burg geht auf den ersten Shogun Japans zurück und ist heute noch eine sehr beliebte Touristenattraktion. Allen Touristen, die es geschafft haben, die Burg zu erklimmen, schenkt diese den Besuchern eine wunderbare Aussicht auf die Stadt Wakayama. Aber um diese Stufen überhaupt erklimmen zu können, gibt es die Möglichkeit sich von verkleideten Ninja helfen zu lassen. Diese begrüßen Touristen am Eingang der Burg und begleiten sie bis ganz nach oben. Wer nach diesem Ausflug eine Verstärkung braucht, kann die kulinarischen Delikatessen Wakayamas probieren. Berühmt sind unter anderem die Ramen aus der Präfektur kombiniert mit Makrelen-sushi. Nach Entspannung suchende Touristen haben die Möglichkeit, das kleinste Onsen Japans zu besuchen und dabei die angrenzende Natur zu genießen. Wakayama: ein Samurai und ein haariger Bahnhofsvorsteher weiterlesen

Miyazaki und ein Regional-Drama über zweite Flitterwochen

Von Simon Sack

Aoshima in Miyazaki; Flickr, CC Casey Yee

Miyazaki (宮崎県) mag vielleicht nicht die bekannteste Präfektur Japans sein, bietet aber sicherlich eines der vielseitigsten touristischen Angebote. Recht weit im Süden Japans gelegen, hat sie ein tropisches Klima und bietet von Naturtourismus und „spirituellen Erfahrungen“, wie eine Seite es anpreist, über besondere Gerichte, wie etwa das Miyazaki-Rindfleisch, bis hin zu Surf-Stränden quasi allen Touristentypen etwas an. Auch Baseballfans kommen auf ihre Kosten, da viele große japanischen Baseball-Teams hier ihre Camps haben.

Neben diesen typischen Urlaubsattraktionen hat Miyazaki aber auch fernsehbegeisterten Drama-Freunden etwa zu bieten: Fans der 2016 erschienenen Serie „Miyazaki no futari“ (宮崎のふたり) können auf der offiziellen Internetseite der Serie genau nachvollziehen, welche Episode an welcher Location gedreht wurde und diese dann anschließend selbst besuchen. Die Serie handelt von einem Rentner namens Koyama Yukihiko, der vor vierzig Jahren mit seiner Frau Kyoko in den Flitterwochen in Miyazaki war. Im Laufe der Handlung kehrt er nun als verbitterter alter Mann wieder dorthin zurück und besucht gemeinsam mit einem Taxifahrer und dessen Frau all die Orte, an denen er damals mit seiner Frau gewesen war.
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Contents Tourismus der anderen Art: Dōgo Onsen in Ehime

Von Lara Welmanns

Botchan-Raum im Dogo Onsen; Flickr, CC yisris

Wie auch in anderen Industriestaaten auf der ganzen Welt ist eine kontinuierliche Wanderung hauptsächlich junger Menschen von ländlichen Regionen in die (Groß)Städte, die durch bessere Bildungschancen und Arbeitsplätze ein attraktiveres Angebot bietet, zu beobachten, was zu einer Reihe sozialer und ökonomischer Probleme führt. Die Vermarktung von lokalen Sehenswürdigkeiten, Produkten oder Veranstaltungen für Touristen in diesen Gebieten kann als ein Lösungsansatz dieser Probleme gesehen werden. Besonders in Japan ist in diesem Zusammenhang der sogenannte Contents Tourismus (kontentsu tsūrizumu), bei dem, ähnlich wie bei dem  film-induced oder media-induced Tourismus, Medieninhalte wie Charaktere, Orte und Geschichten von Medienformen der japanischen Populärkultur als Touristenattraktion wirken.

Die Präfektur Ehime befindet sich auf der Insel Shikoku und ist aufgrund ihres kulturellen Erbes und ihrer natürlichen Umwelt ein beliebtes Ziel für Touristen. Grüner Tourismus und Kulturtourismus stehen deshalb in Ehime im Vordergrund, doch gibt es, wie in diesem Artikel dargestellt werden soll, in Ehime auch Contents Tourismus. Während Contents Tourismus meistens mit neueren Medieninhalten wie Manga, Anime und Videospielen verbunden wird, gibt es auch andere Fälle, in denen der Content eines älteren Mediums verwendet sind. Das ist auch der Fall in der Stadt Matsuyama der Präfektur Ehime, denn dort drehen sich viele der Touristenattraktionen um „Botchan“ (坊ちゃん), dem Protagonisten des gleichnamigen, von dem berühmten japanischen Schriftsteller Natsume Sōseki verfassten Roman. Des Weiteren wird gesagt, dass Dōgo Onsen, ebenfalls in der Stadt Matsuyama, das Vorbild des 2001 erschienen Anime-Films „Chihiros Reise ins Zauberland“ aus dem Hause Ghibli dient. Im Folgenden soll der Contents-Tourismus der Präfektur Ehime anhand dieser beiden Medieninhalte genauer beschrieben werden.

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Hokkaidō: Eine Geschichte über Liebe und Whisky

Von Milena Gross

Flickr, CC lefty1007

Die Präfektur Hokkaidō ist kein Unbekannter, selbst wenn man nicht viel von dieser Insel weiß, den Namen hat man zumindest schon einmal gehört. Entweder man hört von Hokkaidō durch die Medien, wenn im Winter deutsche Nachrichten kurz von den Eisskulpturen in Sapporo berichten, oder man begegnet ihr im Supermarkt als wichtiger Produktionsort für z.B. Milchprodukte. Doch die nördlichste Präfektur Japans hat noch einiges mehr zu bieten als nur Eis, Schnee und Kürbisse. Auch wenn man in Deutschland nicht allzu viel über die zweitgrößte Insel Japans weiß, im Sommer ist sie bei den Japanern selbst recht beliebt. Wegen ihrem subborealem Klima, wodurch die Winter zwar recht kalt und schneereich sind, ist der Sommer auf Hokkaidō  kühler und angenehmer als im restlichen Teils Japans. Aber auch die dortigen Skigebiete sind sehr beliebt, nicht nur bei Japanern. Das Klima beschert Hokkaidō  eine reiche Natur – im Frühling zeichnen weite, farbenfrohe Blumenwiesen die Landschaft und in den vielen Nationalparks lässt sich Natur dieser Insel in Ruhe genießen. Mit dem Shiretoko National Park (知床国立公園) besitzt Hokkaidō  einen der größten Parks, dieser Art, in Japan. Früher war die Präfektur einst das Zuhause der Ainu, eine indigene Bevölkerung. Noch heute leben einige von ihnen auf ihrer Insel, jedoch sind sie nur noch eine Minderheit. Doch durch Museen und Festivals kann man diese Kultur, diesen Teil von Hokkaidō  zumindest teilweise erleben.
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Gunma: Chihiros Onsen im Herzen Japans

Von Chiara Jung

Yubatake in Kusatsu-machi; eigenes Foto der Autorin

Wer nach Japan reisen möchte, der hat vermutlich als allererstes Tokyo im Sinn. Tokyo ist die Hauptstadt Japans und mit knapp 38 Millionen Einwohnern in der Metropolregion eine wahrlich große Stadt. Wer allerdings auch an der Kultur und Natur Japans interessiert ist, von Tokyo aus aber nicht sehr weit fahren kann oder möchte, der kann der Präfektur Gunma (群馬県) einen Besuch abstatten. Die Präfektur Gunma liegt lediglich 100 Kilometer von Tokyo entfernt. Hier leben circa 2 Millionen Menschen, der Verwaltungssitz ist Maebashi (前橋市). Die Präfektur bietet viele Onsen-Orte, darunter auch das berühmte Kusatsu Onsen (草津温泉). In diesem Blogeintrag möchte ich genauer auf Onsen, wie Gunma mit diesen Orten für sich wirbt und versucht Touristen, inländische so wie ausländische, in die Präfektur zu locken.
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Gifu: Alte Dörfer, idyllische Städte und Anime

Von Timo Spiske

Shirakawago; Flickr cc, Roger Walch

Wohin reist der durchschnittliche Japan-Reisende während seines/ihres Japanaufenthaltes? Da hätten wir zum einem die Klassiker: Tokyo, Kyoto, Osaka, Hiroshima und vielleicht Okinawa. Kleinere Städte und (zumindest für Nicht-Japaner) eher weniger bekannte Präfekturen sind vor allem, wenn überhaupt, bei Bustouren im Programm. So zum Beispiel die Präfektur Gifu. Gelegen im Zentrum Japans, nördlich von Nagoya, war Gifu früher eine wichtige Provinz, wenn es darum ging Japan zu erobern und zu kontrollieren. Gifu hat jedoch, außer seiner strategisch günstigen Lage, auch touristisch viel zu bieten. In diesem Beitrag wollen wir einen Blick auf die Sehenswürdigkeiten Gifus werfen, sowie ergründen, wie die Präfektur Medien einsetzt, um für sich zu werben. Sehenswert sind vor allem Shirakawago, ein historisches Dorf und Weltkulturerbe, die Stadt Takayama, auch genannt kleines Kyoto, sowie die Hauptstadt Gifu.

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Content-Tourismus in Chiba

Von Martin Wulff

Flickr cc, Kentaro Ohn

Für die japanische Wirtschaft entwickelt sich besonders ein Wirtschaftszweig erfolgreich: der Tourismus. Das ist keine Selbstverständlichkeit, betrachtet man die sinkenden Geburtenzahlen und die Tatsache, dass sich die dortige Wirtschaft immer noch nur langsam von Krisen wie der Bubble Economy und dem Lehmann-Schock erholt. Während die Zahl der inländischen Touristen stabil ist, nimmt die Zahl der ausländischen Touristen sogar zu. Da der Tourismus stärker ins Bewusstsein japanischer Behörden und Unternehmen rückt, versucht man in diesem Rahmen auch ein spezielles Feld des Tourismus zu nutzen: Die Vermarktung von Medien. Romane, Animes oder Spiele werden dadurch nutzbar gemacht für sogenannten Content-Tourismus.

Natürlich wird diese Marketingstrategie nicht nur in Tokio genutzt. Auch andere Präfekturen wollen von der vielfältigen Medienlandschaft Japans profitieren. Zur Vermarktung können jedoch auch ausländische Medien genutzt werden. Die Präfektur, welche ich in diesem Text behandle, liefert dafür ein gutes Beispiel. Östlich von der Hauptstadt Tokio befindet sich Chiba. Diese Präfektur mit 6 Millionen Einwohnern gehört zur Metropolregion Tokio. Touristisch wird Chiba nicht nur durch Historisches erschlossen (wie z.B. dem Shinsho-Ji-Tempel) oder der Lokalspezialität Erdnüsse, sondern vor allem durch das amerikanische Medien-Franchise Disney. Im Westen der Präfektur Chiba befindet sich das Tokyo Disney Resort, das viele Besucher nach Chiba lockt.

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Anime-Tourismus in Aichi: „Denpa Onna to Seishun Otoko“

Von Katrin Oltmanns

Flickr cc, Dennis Amith

Anime und Tourismus sind zwei Themen, welche in Japan immer öfter zusammen gebracht werden. Neben dem Green-Tourismus erlangt der Anime-Tourismus vor allem unter der jungen Bevölkerung immer mehr Popularität. Schon seit längerer Zeit gibt es in Japan, durch das stetige Wachstum von Interessierten in diesem Bereich, den Manga-, Anime- und Videospiel-Tourismus. Vor allem durch die Verbeitung von Anime und Manga auf der ganzen Welt gibt es von Jahr zu Jahr ein stetiges Wachstum von Menschen aus dem Ausland, welche mehr über die Entstehung des Anime und dessen Hintergrundgeschichte wissen wollen. Große Popularität genießen Orte, wo sehr berühmte Animes spielen. Ein Beispiel ist hier Yakushima, welcher durch die Verbindung zu dem Film Prinzessin Mononoke immer mehr Popularität erlangt hat. Dieser, auch international, berühmte Film wurde im Jahr 1997 von Miyazaki Hayao und Studio Ghibli produziert. Ein weiterer Grund, weshalb diese Tourismusform immer beliebter wird, ist seine Verbindung zu den strukturellen Veränderungen des Internets. Durch diese Veränderungen und dem Ausbau des Internets können zum Beispiel Webseiten wie YouTube Animes auch online zur Verfügung stehen. Des Weiteren sorgen Blogs und soziale Netzwerke dafür, dass Fans mehr Informationen zu bestimmten Anime, Mangas und Spielen bekommen und diese Informationen schneller verbreiten können.

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Pilgerreisen zu heiligen Serienstätten – Anime seichijunrei

Foto: flickr, User Erik Yeoh
Auf den ersten Blick wirkt der Washinomiya-Schrein völlig normal.
(Foto: flickr cc, User Erik Yeoh)

Einmal selbst da entlang gehen, wo es auch schon der eigene Lieblingscharakter getan hat, vielleicht sogar im selben Convenience Store kaufen – davon träumen sicher so manche Fans.

Bei einem Traum muss es hier nicht einmal bleiben, denn auch in der Anime-Produktion bedient man sich häufig real existierender Kulissen. Diese können dann natürlich auch ganz real aufgesucht werden. Wenn Fans das tun, spricht man auch vom „Pilgern zu heiligen Stätten“, auf Japanisch: seichijunrei 聖地巡礼. Pilgerreisen zu heiligen Serienstätten – Anime seichijunrei weiterlesen