
Wie unterscheiden sich gegenwärtige Jugendkulturen und Fandoms von früheren Strömungen? Warum ist Visual Kei anders als Punk? Und was macht überhaupt den Reiz japanischer Jugendkulturen für westliche Jugendliche aus? Ein Text des Soziologen und Medienwissenschaftlers Marco Höhn liefert einige Ansätze zur Beantwortung dieser Fragen: „Visual Kei“ – Vom Wandel einer „japanischen Jugendkultur“ zu einer translokalen Medienkultur
Der Titel ist etwas irreführend: In dem Text geht es eher um Jugend- und Medienkultur allgemein als um Visual Kei. Höhn stellt fest, dass in Zeiten der sozialen Medien stark vernetzte Jugend-Medienszenen entstehen, die auch kommunikative Verbindungen mit fernen kulturellen Kontexten ermöglichen. Visual-Kei-Fans in Deutschland können sich so zum Beispiel mit Fans in Japan und in anderen Ländern der Welt in Verbindung setzen, können Informationen aus japanischen Webseiten ziehen und an andere Fans weitergeben, Musikdateien verbreiten oder mit Merchandise handeln. Dabei bleibt für den Einzelnen jedoch die lokale Gemeinschaft immer noch der wichtigste Orientierungspunkt: Hier können die Fans sich in ihrer Muttersprache austauschen und sich im „real life“ treffen. Diese doppelte Ausrichtung – global und lokal – fasst Höhn in der Bezeichnung „translokale Medienkultur“.
Um das Phänomen etwas genauer zu beleuchten, haben wir uns sieben Experten in unsere Sitzung eingeladen, die jeweils ein kurzes Statement zum Text abgegeben haben. Den Anfang macht der Medienwissenschaftler, der leider nicht körperlich anwesend sein konnte und seine Botschaften daher über Twitter übermittelt (Bilder durch Klicken vergrößerbar):
- Regeln aufstellen und/oder besonders streng auf ihre Einhaltung pochen
- Japanisch lernen und so als „Brückenperson“ fungieren
- Eine wichtige Netzwerkseite betreiben oder zumindest dort sehr aktiv sein
- Prestige durch Produktivität: dôjinshi, besonders gute Cosplays, große Sammlungen etc.
Fällt jemandem noch mehr ein?
Klar wird lokal genauso produziert wie global, doch wie sieht es denn mit dem prozentualen Anteil derjenigen aus, die wirklich etwas in der Szene produzieren. Ich hab dazu jetzt im Netz (logischerweise) keine weiteren Angaben gefunden, denke aber doch, dass diese Masse sehr gering sein muss, da sehr viel des vorhandenen Guts einfach reproduziert wird, im Sinne des ReTweets.