Japanische Jugendkulturen als Teil einer „Bastelexistenz“

visu
J!-ENT Live, Flickr cc, Dennis Amith

Wie unterscheiden sich gegenwärtige Jugendkulturen und Fandoms von früheren Strömungen? Warum ist Visual Kei anders als Punk? Und was macht überhaupt den Reiz japanischer Jugendkulturen für westliche Jugendliche aus? Ein Text des Soziologen und Medienwissenschaftlers Marco Höhn liefert einige Ansätze zur Beantwortung dieser Fragen: „Visual Kei“ – Vom Wandel einer „japanischen Jugendkultur“ zu einer translokalen Medienkultur

Der Titel ist etwas irreführend: In dem Text geht es eher um Jugend- und Medienkultur allgemein als um Visual Kei. Höhn stellt fest, dass in Zeiten der sozialen Medien stark vernetzte Jugend-Medienszenen entstehen, die auch kommunikative Verbindungen mit fernen kulturellen Kontexten ermöglichen. Visual-Kei-Fans in Deutschland können sich so zum Beispiel mit Fans in Japan und in anderen Ländern der Welt in Verbindung setzen, können Informationen aus japanischen Webseiten ziehen und an andere Fans weitergeben, Musikdateien verbreiten oder mit Merchandise handeln. Dabei bleibt für den Einzelnen jedoch die lokale Gemeinschaft immer noch der wichtigste Orientierungspunkt: Hier können die Fans sich in ihrer Muttersprache austauschen und sich im „real life“ treffen. Diese doppelte Ausrichtung – global und lokal – fasst Höhn in der Bezeichnung „translokale Medienkultur“.

Um das Phänomen etwas genauer zu beleuchten, haben wir uns sieben Experten in unsere Sitzung eingeladen, die jeweils ein kurzes Statement zum Text abgegeben haben. Den Anfang macht der Medienwissenschaftler, der leider nicht körperlich anwesend sein konnte und seine Botschaften daher über Twitter übermittelt (Bilder durch Klicken vergrößerbar):

 Medienwissenschaftler

 

Außerdem zu Gast: zwei Szeneforscher. Einer von beiden ist ein wenig altmodisch und beschäftigt sich wie man sehen kann immer noch mit Punks. Er weiß allerdings genau, was sich in der Jugenkultur geändert hat und was die heutigen Szenen ausmacht:

 

Jugendkultur Szeneforscher
Der zweite Szeneforscher, den wir begrüßen durften, macht gerade eine teilnehmende Beobachtung in der Star-Wars-Szene. Er hat sich in seine Rolle als „Storm Trooper“ mittlerweile so gut eingearbeitet, dass er sich als reinen Befehlsausführer sieht und nur das wiedergibt, was wirklich genau so im Text stand:

 

Szeneforscher2

 

Huch, jetzt hat er doch Kritik geübt … wenn er da mal nicht ausgemustert wird. Als nächstes gibt ein Medienwissenschaftler seinen Senf dazu, der sich auf Jugend spezialisiert hat. Er verfolgt ständig diverse Netzwerk-Aktivitäten im Internet und konnte daher nur kurz von seinem Mac aufblicken und uns folgende Brocken hinwerfen:

 

Medienwissenschaftler_Jugend

 

Besonders schön hier die Illustration zur „Bastelexistenz“!

 

Neben Wissenschaftlern hatten wir auch noch zwei Vertreter aus Japan-bezogenen Jugendszenen zu Gast. Der Visual-Kei-Fan beeindruckte uns mit seinem düsteren Blick, als er folgendes von sich gab:

 

Visu

 

Eine zuckersüße Sailormoon klärte uns über das Phänomen Cosplay auf und stellte einiges richtig, was im Text etwas anders dargestellt worden war:

 

Cosplayer

 

Und zum Schluss gab es noch eine kurze Ansprache eines Rhetorikers, der auf Unstimmigkeiten und Stimmigkeiten im Text hinwies:

 

Rhetoriker

 

Last but not least noch eine einen Hinweis darauf, was man tun kann, um zur Szene-Elite zu gehören:
  • Regeln aufstellen und/oder besonders streng auf ihre Einhaltung pochen
  • Japanisch lernen und so als „Brückenperson“ fungieren
  • Eine wichtige Netzwerkseite betreiben oder zumindest dort sehr aktiv sein
  • Prestige durch Produktivität: dôjinshi, besonders gute Cosplays, große Sammlungen etc.

Fällt jemandem noch mehr ein?

Ein Gedanke zu „Japanische Jugendkulturen als Teil einer „Bastelexistenz“

  1. Klar wird lokal genauso produziert wie global, doch wie sieht es denn mit dem prozentualen Anteil derjenigen aus, die wirklich etwas in der Szene produzieren. Ich hab dazu jetzt im Netz (logischerweise) keine weiteren Angaben gefunden, denke aber doch, dass diese Masse sehr gering sein muss, da sehr viel des vorhandenen Guts einfach reproduziert wird, im Sinne des ReTweets.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.