Von Rüschen und Petticoats – Wie Lolita den Westen erobert

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Europäische Lolitas, Flickr cc, Dominic Alves

Wer einmal durch Tokyos Modemekka Harajuku gewandert ist, entdeckt an jeder Ecke Lolitas, manch einer möchte sich gar erschlagen fühlen von der schieren Masse an Spitze und Rüschen. Alles was eine angehende Lolita so braucht findet sie in Einkaufszentren wie dem LaForet.  Viele Lolitamarken führen sogar eigenständige Boutiquen und das nicht nur in Tokyo. Wie aber sieht es im Westen aus?

Classic Lolita auf  Flickr cc, Dominic Alves
Classic Lolita auf Flickr cc, Dominic Alves

Lolita ist ein Modestil mit Einflüssen aus dem Rokoko, der Viktorianischen Ära und den 1950er Jahren, der sich in den späten 80er Jahren in dem Szeneviertel Harajuku  entwickelt hat. Heutzutage spaltet sich Lolita in eine Vielzahl von verschiedenen Substilen auf (z.B.: Gothic Lolita, Sweet Lolita & Classic Lolita um nur die wichtigsten zu nennen). Einzug in den Westen hielt die Mode vor allem durch japanische Musik, Anime und Manga.

Dabei profitierte sie besonders von der wachsenden Popularität des Visual Kei, dessen Vertreter sich oft im Gothic Lolita Stil kleideten.

Während die Popularität von Lolita im Westen langsam anstieg, war es jedoch anfangs gar nicht so einfach, eines der niedlichen Kleidchen in die Finger zu kriegen, denn erst 2003 verkaufte die erste japanische Marke auch nach Übersee und es dauerte bis 2010, ehe die Mehrheit der Lolita Marken ihre Waren in internationalem Rahmen anboten. Heutzutage ist das Bestellen bei einem Japanischen lolita Shop jedoch gar kein Problem mehr.  Angelic Pretty und Baby the Stars Shine Bright  führen sogar jeweils Boutiquen in Paris und San Francisco.

Doch die japanischen Marken halten nicht mehr das Monopol auf die rüschigen Kleidchen. Indie Brands von nähversierten Lolitas gegründet und eine Vielzahl von chinesischen Herstellern (die mittlerweile qualitativ auch mit den japanischen Marken mithalten können!) bieten eine günstige Alternative zu Baby und Co.

Die wichtigste Anlaufstelle für die westliche Lolita ist das Internet, nicht nur für den Kleiderkauf. Das größte internationale Forum ist die EGL Community, ein englischsprachiger Livejournal Blog der neben den normalen Blogaktivitäten auch eine Flohmarktseite für Lolitaartikel führt. Neben EGl gibt es unzählige weitere Foren oder Facebookgruppen, teils länderspezifisch (so gibt es z.B. die deutsche Lolita Online-Community Dunkelsüß), teils richten sie sich an Liebhaber der einzelnen Substile (z.B. La Vie Classique  eine Livejournal Community für Classic Lolita). Bei einer modezentrierten Subkultur ist die Präsentation der eigenen Outfits natürlich ebenfalls wichtig. Plattformen wie daily-lolita oder auch Facebook und Tumblr bieten dazu die Möglichkeit.

 Wer sein Hobby aber nicht nur online ausleben möchte, und Gleichgesinnte sucht, derbesucht ein Meetup, das sind Treffen die oft auf lokaler Ebene via Facebook oder ähnliches organisiert werden. Neben privaten Meetups bieten Conventions ebenfalls eine

Lolitas Auf der Anime Expo 2013 Flickr cc, konekoanni
Lolitas Auf der Anime Expo 2013 Flickr cc, konekoanni

Möglichkeit Kontakte zu knüpfen. Wer in den letzten Jahren die ein oder andere Anime und Manga Convention besucht hat, dem sind vielleicht die immer größer werdenden Gruppen der in Lolita gekleideten Congänger aufgefallen. In Großbritannien und den USA gibt es sogar Conventions, die sich ausschließlich um Lolita-Mode drehen. So fand im Juni bereits zum zweiten Mal die Frill Convention in Atlanta, Georgia statt, die sich über eine Teilnehmeranzahl von über 150 Besuchern erfreute.  Der „Siegeszug“ von Lolita reicht sogar bis in die „Mainstreamkultur“ hinein. Das Victoria and Albert Museum in London etwa stellte von August 2012 bis Januar 2013 eine Auswahl verschiedener Outfits aus, um den Einfluss britischer Mode auf Lolita zu zeigen (Hier erfahrt ihr mehr zur Ausstellung). Und auch im Fernsehen erhascht man immer wieder einen Blick auf Lolita Mode. So läuft im italienischen Fernsehen beispielsweise die Kindersendung Camilla Store, deren Moderatorin regelmäßig von Kopf bis Fuß in Sweet Lolita ausstaffiert zu sehen ist.

Ich denke es wird auch weiterhin spannend bleiben, den „Siegeszug“ von Rüschen und Petticoats im Westen zu beobachten und zu sehen, wie sich die Community verändert.

Wer jetzt noch nicht genug zum Thema gelesen hat, der kann ja mal bei diesem Artikel von Kathrin Eggerling hier auf Popyura vorbeischauen. Und wer sich wundert woher der Begriff Lolita kommt und ob das ganze etwas mit Nabokov zu tun hat dem sei dieser englischsprachige Artikel ans Herz gelegt.

 

5 Gedanken zu „Von Rüschen und Petticoats – Wie Lolita den Westen erobert

  1. Vielen Dank für den schönen Artikel! Man bekommt einen sehr guten Eindruck zur aktuellen Präsenz des Lolita-Phänomens im Westen. Auch lassen sich schon einige interessante Untersuchungsfelder erkennen, denen man sich in Hausarbeiten oder Bachelorarbeiten widmen könnte.

  2. Schöner Artikel 🙂
    Ich habe selbst ein Lolitakleid im Schrank hängen dass ich gerne auch raushole!
    In Berlin gibt es inzwischen auch Läden wo man Lolitasachen kaufen kann- allerdings Indiebrand.

  3. Interessant, zu sehen, wie weit sich dieser Modestil in relativ kurzer Zeit auch im Westen ausgebreitet hat. Als Außenstehender bekommt man das ja in diesem Sinne gar nicht so mit. Ich bin gespannt, wie weit es sich in Zukunft noch durchsetzen wird, vielleicht findet sich ja in ein paar Jahren auch hier an jeder Ecke ein Geschäft mit Lolita-mode.

  4. Wow du bist ja richtig informiert 🙂 Das mit der Flohmarkt-Seite finde ich ganz interessant. So einzelne Kleidungsstücke finde ich schon sehr hübsch 🙂 Nur finde ich, dass das alles zusammen meistens etwas „too much“ ist 🙂 Aber, dass das im italienischen Kinderfernsehn so verbreitet ist, hätte ich auch nicht gedacht 🙂
    Dein Artikel ist sehr vielseitig und gut informierend.

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