Akihabara im Auftrag von „Cool Japan“

Was ist „Cool Japan“?

„Cool Japan“ ist ein Konzept, eine Bewegung und Strategie von der japanischen Regierung, das Japan als weltweiten Trendsetter für Populärkultur und dem damit verbundenen wirtschaftlichen Erfolg vorsieht. Angelehnt an die „Cool Britannia“ Kampagne umfasst „Cool Japan“ die Diskussion um Japan als Kulturnation und um den Export der japanischen Populärkultur, spezieller Entertainment, Technologie Kunst, Mode, und Musik. Nachdem Douglas McGray 2002 einen bahnbrechenden Artikel mit dem Titel „Japan’s Gross National Cool“ verfasst und veröffentlicht hat, in welchem grundsätzlich suggeriert wird, dass Japans wahre Macht und Potenz in der globalen Attraktivität der japanischen Populärkultur liegt, wurde „Cool Japan“ zum ernsthaften Gesprächsthema vieler Politiker in Japan. Aufgrund dessen begann man in Japan die eigene Populärkultur ernst zu nehmen.

Ironischerweise war es die in Japan verrufene „Otaku-Kultur“, die weltweit Anklang fand. Otaku lässt sich am besten mit „Fanboy“ „Streber“ oder „Freak“ umschreiben,  und bezieht sich hauptsächlich auf solche, die sich mit Anime, Manga, Videospielen und Technologie sehr stark befassen. Außerhalb Japans entspricht Otaku, abgesehen von der Wortbedeutung, ursprünglich jemanden der keiner produktiven Rolle, weder in der Schule, der Arbeit noch Zuhause, gerecht wird, fast ausschließlich Zuhause bleibt, soziale Interaktion scheut zudem nur Videospiele spielt, Manga liest und Anime schaut. Nach dem Platzen der Blase der Bubble Economy  symbolisierten Otaku in den Medien den Untergang der japanischen Gesellschaft. Daher stammt der negative, beleidigende Unterton wenn in Japan von Otaku die Rede ist. Trotz des Zwiespalts wurde die  „Otaku-Kultur“ mittels „Cool Japan“ zum Gegenstand der Förderung des weltweit anhaltenden Wirtschaftsaufschwungs der japanischen Populärkultur durch die japanische Regierung. Der negative Diskurs um Otaku hat in den 2000er Jahren eine Wendung eingenommen und kann am Beispiel Akihabara wahrgenommen werden.

Illustration von puffyko, Deviantart cc

Die Mainstream Kultur wandte sich von Akihabara ab und somit, Ende der 1990er Jahre, hat sich Akihabara ohne Einfluss der Regierung zu einem Ort der „Otaku-Kultur“ entwickelt. Teil der Förderung ist die Vermarktung Akihabaras als Zentrum der „Otaku-Kultur“ und somit einem Großteil von „Cool Japan“. Die japanische Regierung versucht Akihabara nach dem „Cool Japan“-Image umzugestalten und einen Otaku-Platz in Größe einer Stadt zu schaffen. Durch Veränderungen in Akihabara wird gleichzeitig versucht das Profil der Otaku einzubürgern und zu naturalisieren während die eigentliche Präsenz der Otaku zum Nebensächlichen gemacht wird. Während die Jugend und Touristen sich in Akihabara tummeln und „otaku-ness“ praktizieren, verließen die eigentlichen Otakus Akihabara. Es gibt einen signifikanten Zwiespalt zwischen Vorstellungen von Otaku durch Konsum der aufblühenden japanischen Populärkultur im Ausland und dem Otaku Profil, das durch jahrelange negative Presse und soziale Unruhe in Japan entstand. Während in Japan Otakus nie „cool“ waren, hat die Machtpolitik „coole“ Otakus in Akihabara konstituiert und vermarktet.

Durch die Vermarktung Akihabaras als Mittelpunkt der Otaku und „Cool Japan“ wurde Akihabara in einer nationalen Befragung (JNTO survey of foreign visitors to Japan 2006-2007: Level of satisfaction) als zehnt beliebtestes Reiseziel für ausländische Touristen jedoch zeitgleich zum acht Enttäuschendsten gewählt. Mithilfe polarisierender Otaku Vorstellungen und Stereotypen verbreitet durch Massenmedien werden Erwartungen an Akihabara und die dortigen Otakus geschaffen. Diese Erwartungen werden bei Touristen nicht erfüllt und die Frage stellt sich, wo die „coolen“ Otakus sind, während die Touristen Akihabara erkunden. Durch den Einfluss der Regierung und „Cool Japan“ hat sich Akihabara als ursprünglicher Ort der Otakus verändert, und bleibt trotzdem der Platz für Anime, Manga, Videospiele und „Cool Japan“. Das Otaku-Image verändert sich gemeinsam mit dem Ort der mit Otaku assoziiert wird – Akihabara.

Titelbild: Flickr cc, heiwa4126

Ein Gedanke zu „Akihabara im Auftrag von „Cool Japan“

  1. Vielen Dank für Ihren Beitrag! Akihabara ist tatsächlich ein sehr lohnenswerter Gegenstand für die Forschung zur japanischen Populärkultur, schön dass Sie das hier aufgreifen.

    Für den Einstieg von Artikeln würde ich empfehlen, immer gleich zu Anfang deutlich zu machen, worauf man damit hinaus will. Hier geht es zunächst nur um eine Definition von „Cool Japan“, und das eigentliche Thema Akihabara wird erst spät angesprochen.

    Für die Leserschaft interessant wäre hier, woher Sie Ihre Informationen beziehen. Ihr Artikel klingt ein wenig so, als ob Sie hier Informationen aus einem englischen Aufsatz/Buch bezogen haben („Otaku-ness“). Falls ja, würden wir uns dafür interessieren 🙂 Und falls Sie die Ergebnisse der Befragung aus dem Internet haben, wäre hier ein Link schön.

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