Ein Familientreffen mal anders

StillWalking-Plakat
Quelle: Kool Filmdistribution

Man kennt das Konzept aus einigen amerikanischen Komödien: Die ganze Familie trifft sich zu einem besonderen Anlass, wahlweise an Weihnachten, Thanksgiving, einer Hochzeit oder einem anderen Feiertag, und alles geht schief, was nur schief gehen kann.

Wer diese Art von Humor und Unterhaltung von dem japanischem Familiendrama Still Walking erwartet, wird nicht fündig werden, denn obwohl es auch hier um ein Familientreffen geht, so erzählt dieser Film die Geschichte doch ganz anders.

 

Eckdaten 

Still Walking (aruitemo, aruitemo) (Alternativ Gelbe Schmetterlinge)

  • Länge: 110 min.
  • Erscheinungsjahr (Japan; Deutschland): 2008 Japan; 2010 Deutschland
  • Regisseur: Hirokazu Kore-eda
  • Genre: Familiendrama
  • Musik: Gontiti

Weiter Informationen findet man auch auf der offiziellen Website (englisch).

Handlung

Anlässlich des 15. Todestages des ältesten Sohnes der Familie Yokoyama treffen sich die verbleibenden Familienmitlieder im Haus der Eltern. Das sind Vater Chohei und Mutter Toshiko, er ein pensionierter Dorfarzt und sie eine Hausfrau, die jüngere Schwester Chinami mit ihrem Mann und zwei Kindern sowie der jüngere Bruder Ryota mit seiner Frau Yukari und seinem Stiefsohn Atsushi (siehe obiges Bild). Der ganze Film wird durch die Atmosphäre eines heißen Sommertages beherrscht. Man kocht zusammen, isst zusammen, redet über den Verstorbenen. Es wird keine besondere Geschichte erzählt, aber wie sie erzählt wird fesselt.

Hierbei ist, wie sich schon erahnen lässt, der Tod ein zentrales Thema. Die Eltern werden alt, was ihren Kindern immer mehr bewusst wird. Dennoch drängt sich die Thematik dem Zuschauer nicht auf, sondern hält sich subtil und angenehm unaufdringlich im Hintergrund und lässt immer wieder Hoffnung durchschimmern.

Bild und Ton

Ebenso unaufdringlich ist die Bildsprache. Lange Einstellungen, teilweise über eine halbe Minute lang, lassen Landschaft und Charaktere für sich sprechen und bauen eine nachdenklich-melancholische Stimmung auf.

Diese wird auch durch die Musik unterstrichen. Bis auf den Popsong Blue Light Yokohama von Ayumi Ishida, der die Titelgebende Zeile „aruitemo aruitemo“ enthält und in einer Szene zu hören ist, wird der gesamte Film durch ein Gitarrenthema des Musikers Gontiti begleitet. Dieses wird allerdings nur sparsam, dafür aber sehr passend eingesetzt. Die Dialoge und Geräusche stehen im Vordergrund.

Denn gerade die intelligenten Dialoge machen den Film so interessant. Die Charaktere sind zwar manchmal zynisch, aber charmant und glaubwürdig dargestellt. Jeder der Familie redet über Jeden, ohne dass dieser davon etwas mitbekommt. Nur der Zuschauer hat den Überblick, woraus sich komisch Situationen ergeben. So lassen einen die bitterbösen Bemerkungen der Mutter das eine oder andere Mal schmunzeln und das Schweigen und ein gelegentliches verärgertes Schnauben des Vaters sagen mehr als tausend Worte.

Fazit

Ich kann Still Walking jedem empfehlen, der auch mal ohne Action und Slapstick-Humor auskommt. Mir haben sowohl das japanische Original, als auch die deutsche Synchronisation sehr gut gefallen. Es ist ein Familiendrama, ohne viel Drama, das einen zum Schmunzeln und zum Nachdenken bringt und deshalb finde ich es sehr sehenswert.

Ein Gedanke zu „Ein Familientreffen mal anders

  1. Vielen Dank für Ihren Beitrag über diesen schönen Film eines tollen Regisseurs! Sie haben in Ihrer kurzen Vorstellung die Stimmung wie ich finde sehr gut erfasst. Gut gefällt mir auch, dass Sie auf Bild- und Tongestaltung eingehen. Um die Rezension noch etwas ausführlicher und für Leser/innen eindrücklicher zu gestalten, könnte man in so einem Fall noch eine konkrete Szene beschreiben und evtl. auch Teile des Dialogs mit aufnehmen. Die Eckdaten können Sie auch sehr gut im Text selbst unterbringen, da braucht es im Grunde keine extra Auflistung.

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