
Vielen sind Werke wie Marx‘ „Das Kapital“, Darwins „Die Entstehung der Arten“ oder auch Goethes „Faust“ ein Begriff, wissen, worum es dabei genau geht bzw. gelesen haben, es die meisten, vorallem in den jüngeren Generationen, wohl nicht.
Um diesem Trend entgegenzuwirken wurde 2007 von East Press eine Mangaserie mit dem Namen „Manga de dokuha“ (jap.: まんがで読破) ins Leben gerufen, unter der viele Werke der klassischen Literatur als Manga veröffentlicht wurden. Einige davon wurden später auch ins Englische übersetzt, wie z.B. Hitlers „Mein Kampf“ und das oben erwähnte „Das Kapital“, mit dem ich mich etwas genauer beschäftigt habe und euch gerne als Beispiel vorstellen würde.
Veröffentlicht wurde die englische Version 2012 unter dem Namen „Capital in Manga!“ und hat eine relativ simple Story: Der junge Käsefarmer Robin lässt sich von Daniel, einem Investor, dazu überreden, eine Fabrik zu eröffnen, um seinen Käse gewinnbringender zu verkaufen. Er stellt jedoch schnell fest, dass hohe Umsätze nur erzielt werden können, wenn er seine Mitarbeiter ausbeutet. Das führt bei Robin schnell zu Gewissenskonflikten und er zweifelt an seinen Entscheidungen.
Äußerlich erinnert der Manga schon fast an ein Bilderbuch für Kinder: Die Illustrationen fallen sehr groß aus und die Dialoge sind größtenteils eher knapp und einfach gehalten, was jedoch eher positiv ist, wenn man seinen Zweck bedenkt. Er ist auch grade einmal 188 Seiten lang und lässt sich in 15-30 Minuten lesen, kaum vorstellbar, dass das reicht, um Marx‘ über 1000-seitiges Original auch nur ansatzweise zu vermitteln. Tatsächlich schafft „Capital in Manga!“ doch genau dies und man bekommt einen guten, grundlegenden (!) Eindruck seiner Theorien zur kapitalistischen Produktionsweise und seiner Kritik an derselben.
Insgesamt fällt mein Urteil über „Capital in Manga!“ sehr positiv aus. Mit diesem Werk ist es East Press wirklich gelungen, auf extrem einfache Weise ein sehr komplexes Thema zu skizzieren. So einfach, dass auch jüngere Leute ohne Schwierigkeiten in die Materie einsteigen können. Für geschulteres Personal ist aber auch allein der Reiz, zu sehen, wie klassische Werke „vereinfacht“ wurden definitiv einen Blick wert. Ich kann es nur empfehlen.
Vielen Dank, dass Sie für uns einen Blick in „Das Kapital“ geworfen haben! Es ist wirklich sehr interessant, wie in dieser Serie Klassiker auf einfache Weise aufbereitet werden. Gut finde ich auch, dass Sie hier selbst klar Stellung beziehen.
Und gerade weil „Manga de dokuha“ so ein dankbares Thema ist, hätte ich gerne noch etwas mehr dazu gelesen. Meine Neugierde hätte unter anderem mit einer noch konkreteren Schilderung der Umsetzung im Manga befriedigt werden können (hierfür hätte man eine Beispielszene herausgreifen können).
Zusätzlich hätte man noch einige weitere Hintergrundinformationen anführen können, wie z.B. dass es sich um eine monatlich erscheinende Serie handelt. Der zuletzt erschienene Band widmet sich der japanischen Verfassung und dem Werk „Vom Kriege“ von Clausewitz (Als „Remix“). Die Werkauswahl ist wirklich sehr vielfältig. Spannend finde ich auch, dass auf der offiziellen Webseite Wünsche geäußert werden können, welche Werke als nächstes umgesetzt werden sollen (leider sind diese Wünsche aber nicht öffentlich einsehbar).
Der Manga zu „Mein Kampf“ hat beim Erscheinen übrigens hohe mediale Wellen geschlagen, weil Hitler wohl recht sympathisch portraitiert wird (ich habe das selbst noch nicht überprüft). Hier ein Artikel aus dieser Zeit: http://www.spiegel.de/kultur/literatur/mein-kampf-als-comic-lernen-mit-hitler-a-650632.html