Wenn du kurz einmal nachdenken müsstest, warum du angefangen hast „Modernes Japan“ zu studieren, was wären deine Antworten? Manga, Anime, Cosplay, Videospiele oder wirklich Japan und seine Kultur? Mit ziemlicher Sicherheit würden die zuerst genannten Teile der japanischen Populärkultur einen größeren Teil deiner Beweggründe einnehmen als die zuletzt genannten Dinge. Doch wie viel Populärkultur steckt überhaupt im Studiengang „Modernes Japan“? Werden eure Interessensgebiete abgedeckt? Im Folgenden werdet ihr Antworten auf einige der aufgeworfenen Fragen finden.
Erst kürzlich wurde folgende Behauptung in einem anderen Artikel aufgestellt:
Ich gehe einfach mal davon aus, dass jeder von uns sicherlich Fan von verschiedenen Manga und Anime bzw. Dorama ist. Sicher hat man auch das ein und das andere Merchandise zuhause und viele haben auch gecosplayt. (Miss Manga – Die Plakatisierung einer Fangemeinde)
Doch woher kommt dieser spontane Gedanke, dass jeder Fan ist? Lässt es sich so pauschal sagen, dass wir (die Studierenden des Studienganges Modernes Japan) alle Fans von verschiedenen Manga, Anime oder Dorama sind? Ich habe mich mit dieser Frage beschäftigt und habe dazu unter anderem einige Alumni des Studiengangs befragt, um mit ihrer Hilfe zu überprüfen, ob die Populärkultur einen so hohen Stellenwert unter den Studierenden hat, dass sie ihren eigenen Werdegang in diese Richtung lenken und sich sogar wissenschaftlich damit beschäftigen.
In einer anonymen Umfrage fragte ich somit diverse Alumni, sowie eingehender die Alumna Katharina Hülsmann, ob sie schon vor dem Studium Interesse an japanischer Populärkultur hatten und ob dieses Interesse in irgendeiner Form ausschlaggebend war bzw. wie es sich weiterentwickelt hat.
Die Alumni reagierten mit sehr gemischten Antworten. Bei der Frage, ob die japanische Populärkultur ausschlaggebend für den Beginn des Studiums war, fielen die Antworten wie folgt aus:
Wie eindeutig zu sehen ist, hatte der Großteil der Befragten schon ein gewisses Grundinteresse an japanischer Populärkultur, bevor sie anfingen zu studieren. Doch so groß ist der Abstand zu der Opposition dann doch nicht, denn sieben von insgesamt 21 Befragten gaben an, dass sie kein Interesse gehabt hätten. Würde ich eine ähnliche Umfrage unter den aktuellen Bachelor-Studierenden durchführen, so würde wahrscheinlich ein viel größerer Abstand der Befürworter der Populärkultur zur Gegenseite existieren.
Doch warum studieren überhaupt so viele junge Menschen Japanisch? Die Motivation scheint im Interesse an der Populärkultur begründet zu liegen, aber gibt es möglicherweise noch andere Gründe? Frau Chika Tamura hat sich dem Ganzen in einem Dissertationsprojekt gewidmet und kam zu dem Ergebnis, dass unter anderem Dinge, wie „competence“ (der Wille gut zu werden), „relatedness“ (der Sinn hinter dem Studium), „autonomy“ (die Wichtigkeit für einen selbst) und schließlich „well-being“ (das Gefühl des „Spaß-machens“) zur Motivation beitragen. Durch selbstgesteckte Ziele, wie den Erfolg im Studium, die Möglichkeit eines Japanaufenthaltes oder Ähnliches, werden Studierenden motivierter die Sprache zu erlernen und schließlich das Studium zu absolvieren.
Aber wie sieht es eigentlich mit dem Kontakt mit der Populärkultur und den Erwartungen an die Inhalte mit Popkulturbezug, während des Studiums aus? Sicherlich erhoffen sich viele Studierenden, auf ihre Lieblingsinhalte zu stoßen. Sei es Musik, Manga/Anime oder ähnliche Dinge. Doch wie sieht die Realität aus? Ich fragte die 21 Alumni, wie zufrieden sie mit der Menge an Themen der Populärkultur während ihres Studiums waren und ob sie sich gerne mehr/weniger gewünscht hätten. Die Antworten waren wie folgt.
Und mit einhergehend sind auch die Antworten auf die Frage „Hatten Sie das Gefühl, dass Sie während ihres Studiums häufig in Kontakt mit Populärkultur kamen?“ sehr interessant.
Auf den ersten Blick scheinen die befragten Personen mit der Menge und der Häufigkeit sehr zufrieden zu sein, doch auch in den zuletzt gezeigten Diagrammen wird erneut deutlich, dass es nicht allen so geht. Populärkultur ist für viele ein wichtiger Aspekt, aber nicht der ausschlaggebende Aspekt im Studium. Das liegt einfach darin begründet, dass Modernes Japan sich zwar mit der Moderne (der Zeit nach der Meiji-Restauration) beschäftigt, aber kein Studium der japanischen Populärkultur ist. Ein Großteil der Studierenden studiert dieses Fach aus Interesse an Japan und der Kultur selbst. Auch einige der Alumni hakten genau an der Stelle ein.
„Ich hatte die Erwartung, dass ich wenig Kontakt damit gekommen würde. [sic!] Schließlich ist es kein Studiengang über jap. Populärkultur.“
„Populärkultur interessiert mich, wenn überhaupt privat und nicht wissenschaftlich“
Natürlich gab es auch einige positive Stimmen, die Vorteile in den Seminaren mit Inhalten zur Populärkultur sahen:
„Ich habe nicht wegen meiner ‚Hobbies‘ den Studiengang gewählt und war eher überrascht, dass die Forschung sich mit Populärkultur beschäftigt. Ich habe das selbst genutzt, um soziale/gesellschaftliche Themen mit der Populärkultur zu verbinden. In sofern war es einfach eine positive Überraschung.“
„die ersten seminare bei frau siep waren sehr erfreulich, hätte mir nach den ersten gehversuchen aber gewünscht, dass es stärker mit dem rest-studium verbunden wird (hist. / ges. Entwicklungen und Popkultur in Wechselbeziehung, nicht nur als Arbeitsmittel für Forschungen zu einem speziellen thema)“
Auch Frau Hülsmann, die sich freundlicherweise bereit erklärt hat einige Fragen tiefergehend zu beantworten, sah Vorteile in der Verbindung von Populärkultur und Wissenschaft, auch wenn sie die Schwierigkeiten darin erkannte.
„Ich kann […] verstehen, dass es schwer ist wirklich so etwas wie einen populärkulturellen Schwerpunkt auf die Beine zu stellen, weil man überall auf Vorurteile gegenüber der Populärkultur und auch der Forschung über Populärkultur trifft. […] Da Modernes Japan ein Studiengang ist, der sich neben der Vermittlung von Sprachkenntnissen auch noch mit sozialwissenschaftlichen UND kulturwissenschaftlichen Themen und Theorien beschäftigt, ist es immer nur sehr schwer möglich, in einzelnen Kursen genau ins Detail zu gehen. Ich sehe dies aber als große Chance für Studierende an, genau an dieser Stelle einzuhaken und diese Leerstellen mit ihren eigenen Analysen (in Form von Präsentationen oder Hausarbeiten) zu füllen. Insofern finde ich, dass die wissenschaftliche Beschäftigung mit Populärkultur an unserem Institut ziemlich gut funktioniert.“
Doch worauf will ich nun mit all diesen Dingen hinaus? Ich will zeigen, dass Populärkultur für viele nicht nur der Antrieb ist, das Studium anzufangen, sondern dass das Themengebiet einen zentralen Teil im Leben mancher Studierenden einnimmt und ihre Biografie maßgeblich beeinflusst. Doch sollte an dieser Stelle auch noch mal erwähnt sein, dass nicht jeder MoJa-Studierender auch gleich die gesamte Populärkultur mitverfolgt.
Interessant hervorzuheben ist an dieser Stelle die Tatsache, dass viele Studierenden während ihres Studiums einen Wandel durchleben, vor allem im Hinblick auf ihr Interesse an der Populärkultur. Zumindest lässt sich das aus den Antworten der Alumni und speziell von Frau Hülsmann herauskristallisieren.
„Ja, das Interesse wurde weniger. Zum einen wegen Zeitmangels (Lernstress, Hausarbeitenstress…), zum anderen weil sich mein Geschmack einfach gewandelt hat.“
„Ja, es wurde geschmälert, da zu viele junge Popkultur-Begeisterte ein sehr verzerrtes Japanbild transportierten.“
„Ja. Ich habe begonnen gesellschaftliche Bezüge darin zu suchen, sie zu analysieren und gemerkt, dass hinter meiner Genrepräferenz eine Kulturbewegung steckt (shōjo-Kultur)!“
„Mein eigenes Interesse an Populärkultur hat sich wirklich etwas im Laufe meines Studiums gewandelt. Einfach gesagt: Ich bin nicht mehr up-to-date, was Anime angeht.[…]Ich kaufe mir selbst auch keine Mangas mehr. Mein privater Konsum an Populärkultur ist nun ziemlich stark bei westlichen Filmen, TV-Serien und Videospielen. Ich weiß nicht genau, woran dies liegt (wahrscheinlich Zeitmangel). Ich interessiere mich aber sehr stark für den wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Diskurs über Populärkultur.“ (Frau Hülsmann)
Natürlich gibt es auch Vertreter unter den Alumni, deren Interesse sich nicht im Geringsten gewandelt hat und die weiterhin gerne Anime, Musik oder Dorama einschalten. Doch besonders interessant ist gerade die Tatsache, dass viele versucht haben, aus ihrem Hobby einen Beruf zu machen oder es sogar wissenschaftlich zu erforschen.
Modernes Japan ist ein Studiengang, der die verschiedensten Personen beherbergt. Egal ob Anime-/Manga-Fan, Videospiel-Nerds, Cosplayer, Dorama-addict oder Visual-Kei-Fan – unser Studiengang ist bunt, besonders und vielschichtiger als so manch anderer. Gerade Popkultur in seinen nahezu endlosen Wirrungen scheint heutzutage ein ausschlaggebender Grund zu sein, das Studium aufzunehmen.
So haben beispielsweise einige aktuelle Erstsemester (2014/2015) in der Kultureinführung im Zuge einer Interessenumfrage Dinge aufgelistet wie beispielsweise verschiedene Tier-Cafés, Host-Clubs oder Arcade-Hallen. Das zeigt sehr offensichtlich, dass sich das grundlegende Interesse an Japan immer mehr in Richtung Populärkultur zu drehen scheint. Und bevor jetzt einige aus Schock vom Stuhl fallen: Es gab natürlich bei dieser Umfrage auch klassische Dinge, wie die Geschichte Japans oder bestimmte Bräuche.
Folglich lässt sich sagen, dass sich die Motivation der Studierenden, das Studium anzufangen im Verlauf der Jahre sehr gewandelt hat. Während vor einigen Jahren noch die ursprüngliche Kultur und die Geschichte Japans wichtiger war, steht heute die Populärkultur nahezu im Mittelpunkt der Interessen. Viele Stundenten nutzen dieses Grundinteresse, um sich im Verlauf des Studiums weiter darauf zu spezialisieren und Forschung in diesem Themenfeld zu betreiben. Andere nehmen nach dem Erhalt ihres Bachelors einen Beruf mit Popkulturbezug an, um so ihr Hobby anderweitig weiterzuführen.
Aber gerade dieser Wandel gefällt nicht allen Studierenden. Einige haben sogar das Gefühl, dass sie in eine Schublade gesteckt werden, da der gesamte Studiengang von außen häufig nur noch als „Popkultur Japan“-Studiengang betrachtet wird. Auch einige Alumni waren dieser Meinung.
„Popkultur ist viel zu wichtig genommen. In anderen sprach und Kultur bezogenen Studiengängen wird das wenn nur am Rande behandelt. Es wurde auch oft ohne Medienanalyseinstrumente behandelt. Es wäre mal interessant womit sich in Japan in den Sozialwissenschaften und Kulturwissenschaften befasst wird“
„Ich habe den Eindruck, dass sich das Studium immer mehr zu einem „Populärkultur-Studium“ entwickelt und dafür die traditionelle jap. Kultur oder auch Literatur und gesellschaftliche Themen immer weniger Platz haben. Da muss man sich dann auch nicht wundern, wenn 99% der Studierenden „Manga-Freaks“ sind, die sich NUR für diesen Aspekt Japans interessieren und in Vorlesungen zur Gesellschaft oder Geschichte Mangels Interesse wegpennen. Finde ich sehr sehr schade.“
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Popkultur ein wichtiger Bestandteil des Studiums „Modernes Japan“ ist, aber definitiv nicht der zentrale Kern. Die vielen Seminare mit Bezug zur Popkultur sind ohne Frage interessant und spannend und sprechen viele Studierenden an. Aber dennoch sollte jeder bedenken, dass es nicht nur Popkultur gibt und diese nicht der alleinige Kern eurer Forschungsinteressen werden sollte. Japan hat immerhin so viel mehr zu bieten als nur Akihabara.
Vielen Dank an Frau Hülsmann und die Alumni, die meine Fragen beantwortet haben. Auch wenn nicht alles Einzug in _diesen_ Artikel finden konnte, ist es gut möglich, dass sie in Zukunft noch berücksichtigt werden.
(Header source: Nomadic Lass, Flickr, CreativeCommons)
(TAMURA, Chika (2011): Dissertation: „Intrinsische Motivation der Japnanischlernenden in deutschsprachigen Raum – eine Analyse der Interviews von Austauschstudenten aus dem Blick des „Spaß machen“ beim Lernen -“ (Original: ドイツ語圏日本語学習者における内発的動機づけ : 短期留学生を対象としたインタビューで語られた学習への「楽しさ」からみる, Universität Osaka)
Der Artikel ist sehr aufschlussreich und war interessant zu lesen. Ich finde es auch gut, dass du die Meinungen anderer dazu eingeholt hast. Ich selber hatte mir nicht allzu viele Gedanken um das Thema gemacht, finde es aber gut, dass du es aufgreifst.
Ich für meinen Teil finde nicht, dass es in diesem Studiengang zu viel um Populärkultur geht. Der Anteil ist gut, vor allem weil dieser Themenbereich eine große Rolle in und um Japan spielt. Natürlich bin ich in meinem Artikel (Miss Manga – Die Plakatisierung einer Fangemeinde) davon ausgegangen, weil ich selber die Erfahrung gemacht habe, dass zumindest die Leute in dem Studiengang, die ich kenne, selber alle Fans von Manga, Anime und der gleichen sind.
In den meisten Fällen denke ich, ist es so, dass viele die sich heute für Japan interessieren, einfach durch Populärkultur damit in Berührung gekommen sind. Genau wie du sagtest, dass für viele eben die Populärkultur unter anderem ein Antrieb ist, das Studium anzufangen. Denn daraus können sich ja, falls sie nicht schon vorher bestehen, auch Interessen an Sprache, der Gesellschaft oder eben auch klassischen Dingen entstehen. Und in diesem Fall, wird der Prozess bei den meisten unterschiedlich sein. Bei mir war es jedoch so, dass ich zuerst mit der Populärkultur in Berührung gekommen bin und sich dadurch das Interesse an der Sprache und der Kultur entwickelt hat. Jeder wird auf eine ähnliche oder eine andere Art mit dem Thema Japan in Berührung gekommen sein und hat es faszinierend genug gefunden, sich eingehender damit zu beschäftigen.
Ob sich ein Wandel im Studiengang Richtung Popkultur ereignet, kann ich nicht sagen. Ich denke, es ist ein großer und wichtiger Bestandteil, der allerdings dafür sorgt, dass man sich eingehender mit Japan beschäftigt und es einem ermöglicht, sich auch andere Themenbereiche um Japan zu erschließen. Eben weil es einer der häufigen Kontaktpunkte ist, die dieses große Interesse an Japan ausmachen.
Ich für meinen Teil muss sagen, dass ich den Anteil an Seminaren, die sich mit der Populärkultur Japans, befassen eigentlich ganz angenehm finde. Jedes Semester findet man noch genügend Alternativen, die sich mit Natur, Gesellschaft oder etwas anderem beschäftigen.
Mittlerweile habe ich das KTM schon abgeschlossen und besuche aus reinem Interesse das Seminare „Theorien zur japanischen Populärkultur“. Was mir jedoch aufgefallen ist, auch in meinen vorherigen Seminaren, die sich mit Popkultur auseinandersetzen: es ist in jedem Seminar doch leider irgendwie das Gleiche. Zu Beginn werden die Studenten gefragt, was sie denn mit Popkultur verbinden und was sie gerne behandeln würden. Aus den Ecken kommen dann die Rufe „Boy’s Love“, „Moé“, „Manga“ und so weiter. Es ist schön, dass auf die Wünsche der Studenten eingegangen wird, aber so wird der Stoff dann doch leider immer wieder wiederholt…
Ich habe mich freiwillig (das klingt nun irgendwie komisch) für dieses Seminar entschieden, da ich mir dachte, dass aufgrund des Blogs eine neue, interessante Komponente hinzukommt. Ich höre mir zwar zum X-ten Mal etwas über die Otaku Database ein, jedoch können wir diesmal eigene Texte verfassen und somit wenigstens beim Schreiben etwas neue Erfahrungen sammeln.
An sich ist die Anzahl an populärkulturellen Seminaren in meinen Augen nicht zu hoch, es wäre jedoch schöner, würde man sich mit konkreteren Themen befassen, das nicht immer das Gleiche abgehakt wird und vielleicht etwas mehr Einblick darin gewähren würde, wie man sich auch wissenschaftlich näher mit dem Thema befassen könnte.
Wie auch schon Frau Hülsmann sagt, man schließt diese Lücke meist mit eigenen (Haus-)Arbeiten, dennoch wäre es schön, wenn solche Möglichkeiten im Seminar selbst schon gegeben werden.
Dass sich ein Studiengang, der „Modernes Japan“ heißt, mit moderneren und popkulturelleren Themen beschäftigt, das kann man sich ja bereits denken. Das Interesse daran sollte auch ausschlaggebend für die Bewerbung sein, sonst hätte man sich vielleicht doch lieber für die klassische Japanologie eingeschrieben. Ich denke aber auch nicht, dass Modernes Japan ein Studium der Populärkultur ist, immerhin kommen noch genügend weitere Aspekte hinzu, für die man sich im Laufe seines Studiums entscheiden kann.
Dein Eindruck scheint wirklich fundiert zu sein, Sophia.
Wie auch schon einige Alumni, neben Frau Hülsmann, bestätigten, ist der Fokus in den Seminaren sehr oberflächlich. Passend dazu hier noch einmal zwei neue Stimmen der Alumni zu dem Thema:
„Bis auf ein paar wenige Seminare, die Populärkultur auch explizit im Titel erwähnten, war das Studium relativ frei von Populärkultur. Es kam zwar auch in anderen Seminaren hin und wieder vor, dass man sich ein bis zwei Unterrichtseinheiten lang mit populären Medien befasst, aber das war doch etwas oberflächlich.“
„die ersten seminare bei frau siep waren sehr erfreulich, hätte mir nach den ersten gehversuchen aber gewünscht, dass es stärker mit dem rest-studium verbunden wird (hist. / ges. Entwicklungen und Popkultur in Wechselbeziehung, nicht nur als Arbeitsmittel für Forschungen zu einem speziellen thema)“
„Popkultur ist viel zu wichtig genommen. In anderen sprach und Kultur bezogenen Studiengängen wird das wenn nur am Rande behandelt. Es wurde auch oft ohne Medienanalyseinstrumente behandelt. Es wäre mal interessant womit sich in Japan in den Sozialwissenschaften und Kulturwissenschaft en befasst wird.“
Grundsätzlich scheint der allgemeine Konsens zu sein, dass es zwar einige populärkulturelle Seminare im Studiengang „Modernes Japan“ vorzufinden sind, diese aber die Thematik generell eher oberflächlich ankratzen.
Wahrscheinlich liegt die Problematik des „Tiefergehens“ einfach darin begründet, dass die Populärkultur ein zu weitgreifendes Themengebiet ist. Es müsste speziellere Seminare geben, die sich mit nur einem Bereich befassen, um Tiefgang gewährleisten zu können. Dadurch, dass dies aktuell nicht gegeben ist, kommt es zu häufigen Überschneidungen und Wiederholungen in den verschiedenen Seminaren mit Fokus auf (japanischer) Populärkultur.
Diejenigen, die sich am Ende des Tages mehr für ein Thema interessieren und sich tiefgehender damit beschäftigen wollen, sind – wie Sophia bereits erwähnt hat – darauf angewiesen Hausarbeiten zu schreiben oder ihren Forschungsfokus darauf zu verlagern.
Möglicherweise ändert sich das Ganze in den kommenden Jahren, wenn neue Dozenten mit einem Schwerpunkt auf Populärkultur an das Institut kommen. Die Möglichkeit ist nicht auszuschließen.
Ein tiefergehendes Seminar wurde z.B. letztes Semester von Frau Siep angeboten, welches sich mit japanischem Film auseinandersetzte. Viele Seminare hingegen werden allgemein gehalten und bauen auf die Eindrücke und Wünsche der Studenten. So kommt es einem vor, dass in den Seminaren selbst eher die Hobbies der Kommilitonen durchgenommen werden, statt etwas tiefergehend in die Materie einzudringen.
Das liegt natürlich auch darin begründet, dass gerade speziellere Themen nicht genügend Stoff anbieten, um ein komplettes Semester zu füllen.
Leider kommen so in den Seminaren oft die gleichen Vorschläge immer und immer wieder. Ich persönlich finde es gerade interessant, auch etwas über meinen eigenen Tellerrand zu blicken, weswegen ich mir unbekannten oder unbeliebten Themen auch offen gegenüberstehe. Mit den Sachen, die mich selbst beschäftigen, nun ja… mit denen beschäftige ich mich auch selbst. Viel tiefgründiger werden sie in den Seminaren bisher ja leider meist nicht behandelt, da die Zeit zu knapp ist und in der nächsten Woche das nächste Thema schon wieder ruft.
Vielen Dank für den Beitrag, der auch für uns Dozierende eine gute Gelegenheit zur Reflexion bietet!
Aus unserer Sicht ist es immer ein Problem, den richtigen Ausgleich zwischen Allgemeinem und Speziellem zu finden. In meinem Studium habe ich selbst hauptsächlich total spezifische Seminar gehabt, die uns erlaubten, ganz tief in ein Thema einzusteigen (z.B. ein Semester nur Yasukuni-Schrein), wogegen mir dann ein allgemeinerer Überblick über das Spektrum des Fachs fehlte. Hinzu kommt, dass einige Studierende sich schon theoretisch mit Populärkultur beschäftigt haben, während andere noch gar keine Ahnung haben – das macht die Gestaltung zu Seminaren in dem Bereich ebenfalls schwierig.
Im Bereich Populärkultur sehe ich die Möglichkeiten für eine engere Fokussierung Seminare so: 1) Thematische bzw. theoretische Klammer (z.B. gender), 2) Beschränkung auf ein bestimmtes Medium, 3) Beschränkung auf einen bestimmten Akteur (Produktion, Fandom etc.)
Vielleicht haben Sie ja noch weitere Vorschläge?
Das Seminar dieses Semester bietet vor allem einen Überblick und soll Anregungen für weitere eigene Beschäftigung mit spezifischen Themen geben. Genauso wie unser Blog 🙂 Denn aus meiner Erfahrung lernt letztlich doch am meisten durch die eigene Produktion.