Alle Beiträge von Alexander Raedle

Yojimbo: Böttcher, bereite die Särge vor!

Flickr cc, Phineas Jones
Flickr cc, Phineas Jones

„Signor Leone, ich hatte die Möglichkeit Ihren Film zu sehen. Es ist ein sehr guter Film, aber es ist mein Film. Da Japan ein Unterzeichner der Berner Übereinkunft zum Schutz von Werken der Literatur und Kunst ist, müssen Sie mich bezahlen“. Der Verfasser dieser Zeilen war Kurosawa Akira (1910- 1998), der den Brief an den italienischen Regisseur Sergio Leone (1929- 1989) schrieb. Der Grund war Leones Italo-Western „Für eine Handvoll Dollar“ (1964) mit Clint Eastwood (geboren 1930) in der Hauptrolle. Die Gemeinsamkeiten zwischen diesem und Kurosawas Film „Yôjimbô- Der Leibwächter“ (im Original „Yôjimbô“; 1961) waren unübersehbar und es kam zu einer Klage. Aber warum sollte man das Original überhaupt kopieren, geschweige denn sehen? Yojimbo: Böttcher, bereite die Särge vor! weiterlesen

Akira Kurosawa zum 105.- Ein japanischer Kosmopolit

Flickr cc, NCMallory
Flickr cc, NCMallory

„Die glorreichen Sieben“ (1960), „Für eine Handvoll Dollar“ (1964), „Star Wars“ (1977). Kurosawa Akira (1910- 1998) lieferte mit seinen Werken manchmal die direkte, manchmal die geistige Vorlage für einige der bekanntesten Filme des 20. Jahrhunderts. Gleichzeitig erschuf er eigene Werke, die ihren Platz in der Geschichte des Kinos erworben haben. Heute wäre er 105 Jahre alt geworden. Eine Würdigung für einen Meister des Kinos, der sich auch am Höhepunkt seiner Karriere als Schüler des Films gesehen hat. Akira Kurosawa zum 105.- Ein japanischer Kosmopolit weiterlesen

Die sieben Samurai

Flickr cc, ORAZ Studio
Flickr cc, ORAZ Studio

Mit Superlativen, sagte einmal ein deutscher Nachrichtensprecher vor fast 26 Jahren, müsse man vorsichtig umgehen, da sie sich schnell abnutzen würden. Allzu oft verwendet man Adjektive wie „großartig“, „fantastisch“ oder „episch“, um Ereignisse und Dinge positiv zu beschreiben und sie von anderen Sachen zu unterscheiden. Bei dem dritten Film, den ich im Rahmen des „Kurosawa-Themenmonats“ nun vorstellen werde, möchte ich aber dies riskieren: „Die sieben Samurai“ (1954) von Akira Kurosawa ist ein Meisterwerk.

Chaos regiert das Land. Banditen ziehen in Scharen umher und rauben alles und jeden aus, der sich auf ihrem Weg befindet. Die Bauern sind die Leidtragenden dieser Anarchie. Wer die Beute nicht freiwillig herausrückt, wird ermordet. Frauen werden vergewaltigt oder gleich mitgenommen, Hütten angezündet, Existenzen vernichtet. Dies ist auch das Schicksal des Dorfes, auf das sich der Film konzentriert. Die sieben Samurai weiterlesen

Ikiru: Die Lust am Leben

Wikimedia Commons
Wikimedia Commons

Das japanische Kino wird gerne in zwei grobe Genres eingeteilt: jidaigeki (Historienfilme) und gendaigeki (zeitgenössische Filme). Akira Kurosawa produzierte zu beiden Arten mehrere Filme.

Einer seiner bekanntesten gendaigeki und, neben Die sieben Samurai (1954), auch einer seiner Lieblinge unter seinen eigenen Filmen ist Ikiru (1952).

Das Ende von Watanabe Kanjis (Shimura Takashi) Leben ist schon am Anfang des Films in Sicht. Bereits in der ersten Szene informiert eine Off-Stimme den Zuschauer, dass er Magenkrebs hat und es noch nicht weiß. Sie fragt aber auch, ob er überhaupt lebendig sei. Ein Einblick in seinen Arbeitsalltag zeigt uns auch, warum. Ikiru: Die Lust am Leben weiterlesen

Rashomon oder „Das habe ich aber anders in Erinnerung“

Box 2
Flickr cc, Duke University Archives

Seit 26 Staffeln treten die Simpsons im Fernsehen auf. Ihre Geschichten beschränken sich aber nicht nur auf ihre Heimatstadt Springfield, sondern sie haben sie im Laufe der Jahre auch ins Ausland gebracht. Auch Japan blieb vor der gelben Familie nicht verschont. Durch Zufall kommen Marge, Homer, Bart, Lisa und Maggie in einer Episode (S10-E23) an Flugtickets heran. Trotzdem ist Homer vor dem Abflug alles andere als begeistert.

Marge: „Come on Homer, Japan will be fun. You liked Rashomon.“

Homer: „That’s not how I remember it.“

Was sagt uns diese kleine Szene? Dass Homer Japan nicht mag? Nein, der Dialog ist ein Beispiel dafür, wie subtil der Humor von den Machern der Simpsons eigentlich sein kann. Ohne Vorwissen wird sie nämlich nicht wirklich in Erinnerung bleiben. Den wahren Sinn dieses Gesprächs werden nur diejenigen verstehen, die den Film Rashomon (1950) von Akira Kurosawa gesehen haben, mit dem ich den kleinen „Kurosawa-Themenmonat“ hier auf Poypura beginnen möchte. Rashomon oder „Das habe ich aber anders in Erinnerung“ weiterlesen